Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Freitag, 17. September 2010

Altweibersommer oder nicht?

Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist dieser Begriff wieder in sämtlichen Medien zu hören oder zu lesen (spätestens ab kommendem Montag…). Vielzitiert aber kaum untersucht, dementsprechend wird der Altweibersommer mittlerweile fast jeder herbstlichen Hochdruckphase zugeordnet.

Da es sich beim Altweibersommer aber um eine klimatologische Singularität (Witterungsregelfall) handelt, müsste er jeweils etwa zur gleichen Zeit stattfinden.

Stephan Bader, Klimatologe bei MeteoSchweiz hat sich das ganze vor zwei Jahren genauer angeschaut. Das Resultat: Es gibt ihn, den Altweibersommer. Unter den aktuellen Klimabedingungen findet er aber im Oktober statt:


Verteilung der Häufigkeit der Schönwettertage (relative Sonnenscheindauer >80%) im September und Oktober in Davos während der 37-jährigen Periode von 1981 bis 2007

Zwischen dem 13. und dem 28. Oktober ist eine deutliche Häufung von Schönwettertagen zu finden, diese Phase wird aber vom 19. bis zum 24. Oktober oft von weniger sonnigem Wetter unterbrochen. Der 22. Oktober sticht dazwischen allerdings als häufigster Schönwettertag heraus. Somit ergeben sich also zwei Phasen mit Altweibersommerwetter: vom 13. bis zum 18. Oktober und vom 25. bis zum 28. Oktober.

Auch im September gibt es nach dem 15. vielfach eine Phase mit Schönwetter - dies passt auch gut zur aktuellen Entwicklung. Diese Schönwetterphase ist jedoch deutlich weniger ausgeprägt als jene im Oktober.

Weitere Details zum Altweibersommer in der Schweiz sind hier zu finden:
- Zusammenfassung (Webseite MeteoSchweiz)
- Ausführlicher Bericht (pdf)

Sonntag, 12. September 2010

Frühherbst oder Spätsommer?

Für alle die dieses Wochenende in den Bergen unterwegs sind, stellt sich diese Frage wahrscheinlich überhaupt nicht. Es ist einfach perfektes Bergwetter mit nur wenigen kleinen Ausnahmen.

Für den arbeitenden Wetterbericht-Schreiber kann die Frage aber schon noch interessant sein. Aber gleich vorweg, es gibt keine eindeutige Antwort:
  • klimatologisch gesehen sind wir im Frühherbst, der Herbst hat am 1. September angefangen
  • astronomisch gesehen sind wir im Spätsommer, und zwar noch bis am 23. September kurz nach 5h morgens
  • viele Bewohner vom Zürcher Unterland und dem Thurgau haben beim Anblick der Nebelsuppe am Samstagmorgen wohl vom Frühherbst geredet (s. Satellitenbild)
  • angesichts einer Nullgradgrenze von 3800 Metern müsste man hingegen fast von Hochsommer sprechen
  • im Flachland wurde am Samstag die Sommermarke von 25°C allerdings nirgends überschritten, in der Magadinoebene wurden dieser Wert aber nur knapp verpasst, also Frühherbst (o.k., wenn man sich die privaten Wetterstationen durchklickt, so findet sich der eine oder andere Höchstwert von über 25°C, also doch Spätsommer…). Auch heute Sonntag könnte es an einigen Orten für 25 Grad reichen.
  • die für heute Abend und die Nacht auf den Montag prognostizierten Regenschauer und Gewitter lassen ebenfalls eher wieder spätsommerliche Gefühle aufkommen

Dienstag, 7. September 2010

Berge, Schnee, Gletscher und Wolken

So lautet meine Zusammenfassung der letzten zwei Tage. Vor der aktuellen Schlechtwetterfront waren wir in höheren Gefilden unterwegs. Am Sonntag ging’s von Engelberg zum Biwak am Grassen:
Gestern Montag dann über den Gipfel des Grassen und den Stössenfirn hinunter zur Sustlihütte, und weiter zur Sustenpassstrasse. Alles in allem eine hochalpine Tour, vor allem weil oberhalb von 2200 Metern noch recht viel Neuschnee von der letzten Woche liegt (logischerweise vor allem nordseitig), und der eine oder andere Gletscher zu queren ist.

Damit der Beitrag auch in den Wetterblog passt, hier ein paar Wolkenbilder. Dank der unterschiedlich feuchten Schichten gab es nämlich einiges an Gewölk am Himmel zu sehen.

Am Sonntag war vor allem im unteren Stockwerk der Atmosphäre Feuchte vorhanden, welche sich im Tagesverlauf in Quellwolken umwandelte:
Ab dem späteren Nachmittag war dann das Biwak auf 2647m im Nebel, welcher sich erst im Laufe der Nacht langsam auflöste. Am Montag war dann vor allem in den mittleren Schichten einiges an Feuchte vorhanden, dies waren wohl die Vorboten der nahenden Warmfront. Dank diesem Gewölk gab es einen schönen Sonnenaufgang:
Dass Föhnwolken („Altocumulus lenticularis“) in der Zentralschweiz nicht nur bei Föhnlagen entstehen, zeigt das Gipfelpanorama eindrücklich. In der Höhe wehte nämlich zügiger West- bis Nordwestwind, dieser löste vor allem um das Sustenhorn in der Bildmitte Leewellen aus:
Auch im weiteren Verlauf zeigten sich immer wieder schön geschliffene Wolkenformationen am Himmel. Für das Auslösen von Leewellen benötigt es lediglich einen zügigen Wind senkrecht auf ein Gebirge und eine stabile Schichtung der Atmosphäre. Ist in der stabilen Schicht zusätzlich genügend Feuchtigkeit vorhanden, so wird die Leewelle als ortsfeste Wolke sichtbar: