Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Dienstag, 31. August 2010

Wintereinbruch mit Schnee bis in mittlere Lagen

Der klimatologische Sommer (er umfasst die Monate Juni, Juli und August) ist mit einem markanten Kaltlufteinbruch zu Ende gegangen. Schnee fiel in den zentralen und östlichen Schweizer Alpen lokal bis auf 1400 Meter hinunter, in Österreich war die Schneefallgrenze teils noch tiefer.

Kein Wunder, wie die 84-stündigen Rückwärtstrajektorien (zurückgelegter Weg der Luftmasse) zeigen: Die Luftmasse stammte nämlich ursprünglich aus dem Norden Grönlands:

84-stündige Rückwärtsrajektorien in verschiedenen
Höhen mit Ankunft am Montag, 30. August 2010, 8h Lokalzeit
Quelle: NOAA
Ansonsten mache ich es mir heute einfach, habe eine Linksammlung zu verschiedenen Berichten zum Kaltlufteinbruch sowie allgemein zum Witterungsverlauf im August 2010 zusammengestellt (immerhin habe ich beim Bericht von MeteoSchweiz auch einen Teil verfasst….):

Frühherbstlicher Kaltlufteinbruch (MeteoSchweiz)
Den zitierten Wintereinbruch von Ende August 1995 werde ich nie vergessen - ich war nämlich damals den ersten Sommer z’Alp als Rindlihirt im Grossen Walsertal in Vorarlberg. Auf 1500 Metern lag 45 cm Schnee (inklusive diverser Schneerutsche links und rechts der Hütte). Die 60 Rinder und Kälber konnten wir notdürftig in zwei engen Ställen anbinden. Zu fressen bekamen sie allerdings 5 Tage lang fast nichts, nur für ein tägliches Maul voll altem Heu hat’s knapp gereicht… Der September wurde in der Folge dann aber wunderschön mit einer verlängerten Alpzeit. Fotos von diesem denkwürdigen Ereignis sind zurzeit nicht in digitaler Form vorhanden, aber ein paar Koffer voll Dias existieren. So, genug Erinnerungen aufgewärmt. Zurück zum Thema:

aktuelle Fotos und "Zeitungs"berichte von 20min, Blick, Blick am Abend (S. 4): Naja, das Zitat im Text („im August Schnee bis 1500m kommt jedes Jahr vor“) ist nicht wirklich richtig.
Auch in den Österreichischen Alpen gab’s Schnee:
Bis zu 40cm Neuschnee (Bericht vom österreichischen Wetterdienst)

Monatsrückblick August:
Witterungsflash (MeteoSchweiz)
Monatsrückblick SLF mit Fokus auf die Berglagen - immer lesenswert und reich bebildert
Monats-/Sommerrückblick der Meteocentrale

Mittlerweile ist es draussen vollständig klar - im Moment schaut’s nach einer recht kalten Nacht und einem kalten 1. Septembermorgen aus (evtl. mit Bodenfrost).

Samstag, 7. August 2010

Sommerpause...

Der Wetterblog macht Sommerpause bis etwa am 25. August. Bis dahin geniesse ich den Blick in den Himmel ohne Internetanschluss...

Freitag, 6. August 2010

Starkregen östliche Voralpen und Alpen - erneut extremer Niederschlag in Teilen Vorarlbergs

Ein Tief ist seit gestern Donnerstag von Genua über die Adria nach Nordosten gezogen (s. Bilder unten). Eine heikle Wetterlage bezüglich Niederschlag, und zwar nicht nur in der Schweiz sondern in weiten Teilen von Mittel- und vor allem Osteuropa (in Abhängigkeit von der genauen Zugbahn und Aktivität des Tiefs). Die Zugbahn des Tiefs wurde bereits im Jahre 1891 von Wilhelm Jacob van Bebber dokumentiert und erhielt die Bezeichnung „5b“ (im Original Vb). Dementsprechend wird diese Wetterlage auch heute noch als 5b-Lage bezeichnet.

Bodendruckkarte mit Fronten, die klassische 5b-Zugbahn des Bodentiefs
ist schön erkennbar. Quelle: Deutscher Wetterdienst
Gestern regnete es zuerst vor allem auf der Alpensüdseite und in Graubünden, mit der Winddrehung auf Nordwest verlagerte sich der Niederschlag am Abend und in der Nacht auf heute zu den zentralen und östlichen Voralpen. Aufgrund der einfliessenden Höhenkaltluft bildeten sich vor allem ganz im Osten kräftige Gewitterregen, welche an der ersten Voralpenkette zusätzlich verstärkt wurden. Dabei fielen verbreitet 40 bis 60 mm Regen, punktuell waren es über 100 mm.
Anhand der Niederschlagssumme aus den Radardaten ist der Schwerpunkt des Niederschlags in vom Ricken/SG über die Linthebene bis zum nördlichsten Teil vom Kanton Glarus zu finden:
24-stündige Niederschlagsumme abgeleitet aus Radardaten
Daten: MeteoSchweiz, Grafik: GIN-Informationsplattform
An der Wetterstation Bilten/GL fielen innert 12 Stunden 87 mm Regen (Quelle: meteocentrale). Mit der einfliessenden Kaltluft ist die Schneefallgrenze gegen 2000 Meter gesunken. Weitere Details dazu sind im Bericht von MeteoSchweiz zu finden.
Wie befürchtet war das benachbarte Vorarlberg am stärksten von den Niederschlägen betroffen. Für den Grossraum Bregenz war dies das vierte Starkregenereignis innert 14 Tagen (siehe auch letzter Blogeintrag).
Diesmal war der Niederschlag aber deutlich grossräumiger, betroffen waren das untere Rheintal und der Bregenzerwald. Innert 24 Stunden fielen in diesen Regionen recht verbreitet 100 mm Regen, punktuell waren es 130 bis 160 mm. Die grösste 24-Stundensumme wurde mit 166 mm am Bödele, 1150 m oberhalb von Dornbirn gemessen:
Verlauf der Niederschlagsumme (violett), Stundensumme (blau)
und Temperatur (orange) an der Wetterstation Bödele oberhalb
von Dornbirn. Quelle: Land Vorarlberg, Wasserwirtschaft
An der Station Schönenbach im Bregenzerwald fielen allein innert einer Stunde 50 mm Regen, insgesamt wurden 138 mm totalisiert. Beide erwähnten Regionen gehören zu den niederschlagsreichsten in Vorarlberg. Im langjährigen Durchschnitt fallen hier pro Jahr 2100 bis knapp 2400 mm Regen. Auch in der Schweiz gibt es Gebiete mit vergleichbaren Jahressummen. Diese sind am ehesten vom Alpthal südlich von Einsiedeln über die Region Hoch Ybrig bis zum Muotathal sowie im Alpstein (Schwägalp) zu finden.