Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Mittwoch, 30. November 2011

November 2011 - ein spezieller Monat

Alpe Ober-Überlut im Grossen Walsertal/Vorarlberg; 20. November 2011
Schneefrei, trocken, tolle Sicht - eigentlich perfektes Wanderwetter
Nun ist er also vorbei, der - meteorologisch gesehen - geschichtsträchtige November 2011.

Er hat uns verschiedenste Rekorde beschert, wie im Monatsrückblick von MeteoSchweiz nachzulesen ist.

Den Medien und dem einen oder anderen Meteorologen gefällt das natürlich. Solche Meldungen lassen sich nun einmal bestens verkaufen.

Mich persönlich macht dies eher nachdenklich, insbesondere die gemessenen Mitteltemperaturen in den Bergen.

Ein gutes Beispiel ist die Station Säntis auf einer Höhe von 2500 Metern. Hier reichen die Temperaturaufzeichnungen bis 1864 zurück, und der bisherige November-Rekord wurde nun um fast 2 Grad überboten. Schon ziemlich extrem. Hier die Tabelle mit den 10 wärmsten Novembermonaten. Der Normwert (Mittel der Jahre 1961-1990) beträgt übrigens -4.4°C:


Der grafische Verlauf über alle 147 Jahre ist auch noch interessant. Das tiefste Novembermittel lag bei -9 Grad (1879), das höchste bei +1.5 Grad (2011):

Verlauf des Temperaturmittels auf dem Säntis, 2500m im November der Jahre
1864 bis 2011. Daten: MeteoSchweiz
Hier könnte man auch direkt eine Trendlinie reinlegen - das überlasse ich aber den Statistikprofis. Eine Auswertung über alle drei Herbstmonate (September, Oktober, November) zeigt für die Station Säntis eine Temperaturzunahme von 0.14°C pro Dekade, also 1.4°C in 100 Jahren. Detailierte Auswertungen dazu sind auf der Klimaseite von MeteoSchweiz zu finden.

Freitag, 11. November 2011

Steigende Nebelobergrenze




Seit gestern ist die Obergrenze des Hochnebels um etwa 200 Meter angestiegen - über die meiste Zeit des Tages war sie auf etwa 1100 Meter zu finden. Also musste man heute ein wenig höher hinauf. Da ich am Wochenende arbeiten muss, habe ich den heutigen Tag noch einmal genutzt. Schön war's und es waren fast keine Leute unterwegs. Wann sitzt man bei solchem Wetter schon alleine auf dem Stöcklichrüz oberhalb von Lachen/SZ?
Die ansteigende Obergrenze hat für die Flachländer auch einen Vorteil: Die Luft unter der Inversion wird sauberer, da der "Dreck" auf ein grösseres Volumen verteilt wird. Schön zu sehen, beim Verlauf des PM10 in Zürich:
stündlicher Verlauf der Feinstaubkonzentration in Zürich. Mit der
ansteigender Obergrenze und etwas Bise wurde die Luft am 11.11. sauberer
Quelle: www.ostluft.ch
Dann noch ein paar paar Bilder die weniger mit Meteorologie, dafür umso mehr mit Flora und Fauna zu tun haben. Es gibt immer noch Blumen auf den Alpweiden  (in verschiedenen Entwicklungsstadien):
In Schattenlagen ist es bereits ganztags frostig - auch wenn sich über
der Inversion recht milde Luftmassen befinden.
Trotz meiner bescheidenen Ausrüstung und Fotokünsten habe ich
diesen Schwarm Kraniche im Sichtflug ;-) über dem Nebelmeer erwischt.
In der zweiten Nachmittagshälfte hat die Obergrenze angefangen abzusinken. Am Abend lag sie auf etwa 900 Metern. Wo im Norden zuerst nur ein Nebelmeer war, ist auf einmal eine "Insel" aufgetaucht. Es war das Hörnli im Züricher Oberland. Die Meteo-Sensoren auf dem Turm haben diesen Vorgang auch aufgezeichnet. Die Luftfeuchte ist plötzlich gesunken:

Mit dem Absinken war auch die Oberfläche des Nebelmeers auf einmal nicht mehr glatt, es gab schöne Strömungseffekte zu sehen. Wenn man genau hinschaut, erkennt man auch noch eine weitere Inversion, an der sich Rauch ausbreitet:

Zum Abschluss dann noch ein prächtiger Sonnenuntergang - was will man mehr?:

Donnerstag, 10. November 2011

Die neue Hochnebel-Omega-Lage


Nach dem Föhnsturm im Norden und den Starkniederschlägen im Süden (s. Berichte (1), (2)), sowie dem Sturm mit tropischen Charakter im Mittelmeer sind wir nun wieder ins alte Wetterlagenmuster der vergangenen Wochen zurückgefallen: Ein riesiges Hoch liegt über dem europäischen Kontinent und blockiert sämtliche atlantische Fronten in ihre Verlagerung nach Osten. Auf der Wetterkarte schaut das in etwa so aus:

IR-Satellitenbild und Strömungsverhältnisse (grüne Linien)
auf etwa 5500m. Donnerstag, 10. Nov. 2011, 13 Uhr
Quelle: www.satreponline.org
Diese Konstellation wird als „Omega-Blocking“ bezeichnet. Das Omega hat weder mit der bekannten Uhrenmarke noch mit „Mega“ etwas zu tun. Die Strömung erinnert schlicht und einfach an den griechischen Buchstaben . Hat sich  ein solches Omega einmal installiert, so bleibt es über längere Zeit stationär. Befindet man sich an der West- oder Ostflanke von diesem Omega, so herrscht konstant Tiefdruckeinfluss. Im Zentrum des Omegas kann man von stabilem Wetter profitieren – im Flachland liegt dann zu dieser Jahreszeit halt auch zäher Nebel oder Hochnebel.

Aus der etwas stärker gezoomten Satellitenperspektive hat das heute kurz vor Mittag so ausgeschaut: 

Hochaufgelöstes Satellitenbild im sichtbaren Kanal
Donnerstag, 10. Nov. 2011, kurz vor Mittag
Quelle:
http://lance-modis.eosdis.nasa.gov
Viel, viel Hochnebel - auch nördlich der Schweiz übrigens. Ein breites Band erstreckt sich über Deutschland und die Nordsee hinweg bis nach Südskandinavien. Im ersten Satellitenbild ist das recht gut erkennbar.
 
Heute war die Suppe bereits recht zäh, und das wird in den kommenden Tagen wohl so bleiben. Die Obergrenze lag bei knapp 1000 Metern. Somit gibt es auf den Hügeln rund um Zürich (Albiskette, Lägern, Pfannenstiel) praktisch keine Sonne mehr.

Zum Glück muss man aber trotzdem nicht weit. Solange die Obergrenze nicht über 1000 Meter steigt, ist das Nebelgrau auf dem Weg nach Einsiedeln in der Talverengung bei Biberbrugg/SZ meist recht scharf abgegrenzt (nachmittags saugt der Talwind den Nebel dann meist bis zum Sihlsee hoch). Auf dem Gottschalkenberg oder der Höhrohnen ist man aber auf jeden Fall an der Sonne (roter Kreis im Bild). Nach Norden hin sah man nicht wie üblich den Zürichsee, sondern das Nebelmeer:
Blick vom "Bellevue" am Gottschalkenberg nach Norden. Hier wäre
das Zürichseebecken.
Am schönsten war's aber direkt an der Nebelgrenze bei Biberbrugg. Eindrücklick der Kampf von Wind, Sonne und Nebel:

Dienstag, 1. November 2011

Morgens an der Nebelobergrenze


Der November hat im Flachland vielerorts standesgemäss begonnen - mit Nebel. Zeit also, um wieder einmal den Sonnenaufgang an der Nebelobergrenze anzuschauen. Nach dem Nachtdienst war ich zwar nicht mehr so fit, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Zudem war der Schlaf danach umso erholsamer...

Vor allem musste man nicht sehr hoch hinauf, der Albispass (791m) lag am frühen Morgen genau an der Obergrenze. Wobei die Aussage „genau an der Obergrenze“ ziemlich relativ ist. Die Nebelobergrenze ist praktisch nie konstant, die Nebelsuppe „wabert“ hin und her.

So sind auch kurzfristige Änderungen um 100 bis 200 Meter jederzeit problemlos möglich. Weil das Nebelmeer von gestern auf heute langsam um etwa 200 Meter abgesunken ist, war die Obergrenze generell nicht sehr einheitlich.

Am frühen Morgen ist der Nebel mal von Westen, mal von Osten über den Pass geschwappt und hat für wunderschöne Stimmungen gesorgt:





Zum Abschluss gab's dann noch ein Brockengespenst (Schatten des Beobachters im Nebel) und eine schöne Glorie (Farbringe) zu bewundern. Die farbigen Ringe entstehen durch Beugungseffekte an den kleinen Nebeltröpfchen. Mehr zu diesen optischen Phänomenen ist beim "Arbeitskreis Meteore" zu finden: