Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Donnerstag, 29. April 2010

Erstmals in diesem Jahr verbreitet über 25 Grad auf der Alpennordseite - ein paar Fakten

  • bereits in den vergangenen Tagen wurde die Sommermarke von 25°C vereinzelt überschritten, heute war dies verbreitet der Fall
  • am wärmsten war es mit 27.9°C in Basel und Sion, sowie 27.3°C in Buchs-Suhr und Beznau
  • an den Ufern der grösseren Seen war es etwas weniger warm (z.B. Güttingen, Altenrhein)
  • Sommertage im April sind recht selten, im Raum Basel etwa zweimal in 5 Jahren und im zentralen und östlichen Mittelland etwa einmal in 5 bis 10 Jahren
  • ein Ausreisser in dieser Reihe ist der rekordwarme April 2007, in Basel gab’s damals 11, am Flughafen Kloten 8 und in Luzern 5 Sommertage
  • an Stationen mit kürzeren Messreihen wurden heute vereinzelt neue April-Rekorde aufgestellt. Dies z.B. in Fahy in der Ajoie auf 600 Meter mit 24.9°C, und auf dem fast 2000 Meter hohen Moléson in den Fribourger Alpen mit 14.9°C (Messung jeweils seit 1981)
  • in der freien Atmosphäre (Radiosonde Payerne) lag die Nullgradgrenze um 14h auf 3700 Metern, im langjährigen Mittel erreicht die Nullgradgrenze diese Höhe erst etwa Mitte Juli
  • der Höchstwert von +4.9°C auf dem Jungfraujoch (3580m) ist mit Vorsicht zu geniessen. Bei wenig Wind wird die (betonierte) Umgebung aufgeheizt und verfälscht die Temperaturmessung. Die Vergleichstemperatur (zweite Messung in unmittelbarer Nähe) zeigt den viel realistischeren Wert von +2.5°C
  • auf der Alpensüdseite wurde die 25-Grad-Marke heute nirgends erreicht, die Sonneneinstrahlung war aufgrund der feuchteren Luftmasse reduziert

Montag, 26. April 2010

Konvergenz: das Zusammenfliessen von Luftmassen

Heute Morgen ist aus Westen eine Kaltfront durchgezogen, die Schweiz lag dabei am südlichen Ende der Störung. Mit dem Frontdurchgang hat der Wind auf Nordwest gedreht und auf der Rückseite der Front ist trockenere Luft eingeflossen. Während es im Mittelland am Nachmittag bereits wieder sonnig war (zumindest zeitweise), hat es an den Voralpen noch teils kräftig geregnet. Damit konnte sich zwischen dem Flachland und den Voralpen ein grosser Temperatur- und folglich auch Druckunterschied aufbauen. Dementsprechend machte sich von den Alpen her ein Ausfliessen bemerkbar (südlicher Wind). Wie oben erwähnt herrschten hinter der Front grossräumig aber nordwestliche Winde vor.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich verschiedene Konvergenzen gebildet haben. Und wo in Bodennähe Konvergenzen auftreten, bilden sich im Sommerhalbjahr oftmals Regenschauer oder Gewitter. Auf meiner abendlichen Biketour am Zürichsee konnte ich heute verschiedenste Windrichtungen und dementsprechend auch Konvergenzen beobachten. Die Konvergenzen waren durch Wolken und Regenschauer wunderbar markiert, dummerweise hatte ich aber meinen Fotoapparat nicht dabei – aber er wäre ohnehin ziemlich nass geworden…

Also habe ich im Nachhinein versucht, meine Beobachtungen anhand der Windmessungen und der Radarbilder zu verifizieren (Quelle der Bilder: GIN-Informationsplattform, leider nur mit PW).

Vor 18h wehte der Wind in Zürich aus Norden, am Zürichsee spürte ich zwischen Thalwil und Wädenswil eindeutig Südostwind (eben das Ausfliesen aus den Alpen). Also lag die Konvergenz irgendwo bei Zürich, dort hat sich dann kurz nach 18h auch eine Schauerzelle gebildet. Diese hat sich mit dem Nordwestwind in der Höhe ins Zürcher Oberland verlagert und lag um 18.45h über dem Greifensee. Der kräftige Regenschauer produzierte in der Folge Kaltluft, welche radial aus der Schauerzelle ausgeflossen ist. Diese Kaltluft hat den Zürichsee überquert und sich um 19.20h in Wädenswil am Seeufer als Nordostwind mit Böen um 30 km/h und einer Abkühlung von etwa 2 Grad bemerkbar gemacht. Klar sind das harmlose Windgeschwindigkeiten, aber die Böenfront war auf der Seeoberfläche schön erkennbar.

Somit ist an der ausfliessenden Kaltluft eine neue Konvergenz entstanden. Der Südwind aus den Alpen, erkennbar beispielsweise an der Station Cham am Zugersee, trifft auf den Ostwind aus dem Zürcher Oberländer Schauer. Direkt über meinem Kopf ist ab etwa 19.35h eine neue Schauerzelle entstanden. Somit wurde eine kurze aber kräftige Dusche fällig. Zunächst von oben, später wegen des nicht vorhandenen Schutzblechs auch noch von unten…

Weiter westlich hat sich übrigens dasselbe Spiel wiederholt, dabei ist "hinter" dem Albis eine grössere Schauer- und Gewitterzelle entstanden. Diese brachte dann in Thalwil am späteren Abend böigen Westwind mit Regenschauern. Somit wurden beispielsweise an der Station Wädenswil heute fast alle möglichen Windrichtungen registriert.


Sonntag, 25. April 2010

Warten auf Regen

Bereits die ersten 3 Monate des Jahres waren in den Alpen und nördlich davon zu trocken. Siehe dazu die untere Grafik mit den Abweichungen des Monatsniederschlags vom langjährigen Mittel; braun = zu trocken; blau = zu nass; Quelle der Grafiken: MeteoSchweiz).
Auch der eigentlich als launischer Wettermonat bekannte April war bisher an vielen Orten ausserordentlich niederschlagsarm. Im Flachland der Deutschschweiz fielen bisher nur gerade etwa 15 mm Regen (Stand 24. 4.) - im langjährigen Durchschnitte beträgt die Summe im April etwa 70 bis 90 mm.

Noch extremer ist die Situation im Wallis, so fielen in Visp im April bisher gerade einmal 3.1 mm und in Zermatt 4.1 mm. Zu erwarten wären in einem „normalen“ April etwa 50 mm. April-Monatssummen von unter 10 mm gab es seit 1980 an der Station Visp übrigens in den Jahren 1980, 1982, 1984, 1988 und 1996.

Der April zeigte in den letzten Jahren verschiedene Facetten: Im vergangenen Jahr war er ebenfalls zu trocken (und zu warm), im 2008 zu nass und im 2007 extrem trocken und der wärmste seit Messbeginn. Einen interessanten April-Vergleich der Jahre 2007 und 2008 gibt’s bei MeteoSchweiz.

Freitag, 16. April 2010

zum Vulkanausbruch in Island

Das an und für sich wunderschöne Naturschauspiel vom Ausbruch des Vulkans unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher in Island hat uns im Prognosedienst gestern und heute ganz schön auf Trab gehalten. Selbst die Meteorologen mit 30 Jahren Erfahrung bei MeteoSchweiz haben eine solche Situation noch nicht erlebt...

Zusammenfassend kann man für die Schweiz sagen: Eine sehr blöde und vor allem kostspielige Situation für die Luftfahrt, aber die Sicherheit geht nun mal vor. Für die Bevölkerung ist das Ganze jedoch völlig harmlos und ohne Auswirkungen (solange man nicht gerade eine Reise geplant hat).

Hier ein paar interessante Links, welche die Situation zusammenfassend beschreiben und verschiedene Aspekte beleuchten:

Das sagt Wikipedia zum Eyjafjallajökull-Gletscher, bereits ergänzt mit aktuellen Angaben

Erklärungen zur Wetterlage und klimatologische Einschätzung von MeteoSchweiz

Erklärungen von SF-Meteo

Aktuelle Satellitenbilder (Dust) von Eumetsat

Warum ist Vulkanasche für die Flugzeuge so gefährlich - Interview mit Thomas Frick, Chefpilot Swiss

Klimatologisches im Blog von der ETH Zürich, Stefan Brönnimann

Mittwoch, 14. April 2010

s'Wätterhölzli...

Im Sommer 2007 hatte ich das Vergnügen, auf einer Alp im Toggenburg für 9 Wochen Rindli, Mutterkühe und Kälber zu hüten. Eines Tages kam ein älterer Herr aus dem Rheintal vorbei und hat mir mehrere sogenannte "Wätterhölzli" gebracht. Dabei handelt es sich um kleine entrindete Astgabeln aus Tannenholz, welche im Freien aufgehängt werden.

Mein unbekannter Besucher war der vollen Überzeugung, dass er dank diesen Hölzchen in der Lage ist, das Wetter für 5 Tage und mehr vorherzusagen. Er habe nämlich an verschiedensten Stellen in seinem Garten und an der Hauswand solche Hölzchen angebracht und interpretiere jeweils die Krümmung der Astgabel.

Nun hängt also seit fast 3 Jahren ein solches "Wätterhölzli" an meinem Balkongeländer. Nahezu täglich verfolge ich die Bewegungen der Astgabel, und mein Verdacht hat sich bestätigt: Die Astgabel ist ein nahezu perfekter "Sensor" für die Messung der Luftfeuchtigkeit (relative Feuchte). Noch dazu benötigt das Teil weder Strom noch Wartung. Bezüglich Wetterprognosen verlasse ich mich aber weiterhin sehr viel lieber auf die etablierten Vorhersagemethoden... Der beobachtete Effekt ist allerdings nichts Neues. Älpler und Bauern haben die Feuchtemessung schon vor vielen Jahren so durchgeführt. So wird beispielsweise im Buch "Das Alpwesen Graubündens" von Richard Weiss (veröffentlicht im Jahre 1941), die Herstellung eines Feuchtemessers aus Tannenholz beschrieben.

Freitag, 9. April 2010

Erhöhte Feinstaubwerte

Heute war's ziemlich dunstig. Am Zürichsee lag die Sichtweite am Nachmittag bei etwa 5 bis 6 km. Auf dem Bild geht der Blick von Oberrieden (Frohe Aussicht) über den See nach Südosten. Meilen ist am linken Bildrand noch knapp erkennbar, die Luftlinie beträgt ziemlich genau 5 km. Es war nicht nur viel Feuchtigkeit in der Luft, sondern auch recht viele Staub- und Schmutzpartikel (als PM10 bezeichnet). So ist es nicht verwunderlich, dass an den Messstationen erhöhte Feinstaubwerte registriert wurden. Der Tagesmittel-Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter wurde vielerorts erreicht oder überschritten. So auch in Tuggen/SZ am oberen Zürichsee. (Quelle der Grafik http://www.ostluft.ch/):
Dieser rasche Anstieg ist für die Jahreszeit doch recht aussergewöhnlich. Drei Dinge dürften dafür ausschlaggebend sein:
  • mit der einsetzenden Bise hat sich auf 1100 bis 1500 eine markante Inversion gebildet, darunter blieb die belastete Luft gefangen
  • die herangeführte Festlandluft war vermutlich schon mit Schmutzpartikeln vorbelastet (Herkunft der Luftmasse: Deutschland und Tschechien)
  • aus gasförmigen Vorläufersubstanzen kann sich sogenanntes sekundäres PM10 bilden, zum Beispiel mit Hilfe der intensiven Aprilsonne. Bis zu 50% des PM10 kann auf diese Weise entstehen.

Dienstag, 6. April 2010

Kalter Morgen, relativ warmer Nachmittag

Heute morgen war's auch im Mittelland verbreitet frostig (Lufttemperatur -1 bis -3 Grad), in Bodennähe wurden bis -7 Grad gemessen - ein scharfer Bodenfrost also. Dafür war die Luft sehr trocken, dies wegen den raschen Hochaufbaus am Ostermontag und in der Nacht auf heute.

Deshalb bin ich heute zum Sonnenaufgang auf den Albis/Hochwacht, 879m, um ein paar Fotos zu schiessen. Kurz vor 7 Uhr war es soweit:

In den tiefen Lagen hatte es wenig Dunst, sonst war es klar. Auf meiner Bikerunde bin ich am Nachmittag nochmals hier vorbeigekommen. Mit der Erwärmung und der thermischen Durchmischung ist die Dunstschicht auf 1100 bis 1400m gestiegen. Darüber war es sehr trocken und stabil, deshalb haben sich auch keine Quellwolken gebildet. Zum Fotografieren war die Sicht aber noch halbwegs brauchbar und die Temperaturen erreichten im Mittelland immerhin 16 bis 17 Grad. Die schwache Bise hat die Höchstwerte etwas gedämpft.
Übrigens wurde heute in der ganzen Schweiz praktisch die maximal mögliche Sonnenscheindauer registriert. Dies kommt gar nicht so oft vor, denn im Winterhalbjahr hat es bei Hochrucklagen oft Nebel oder Hochnebel über dem Flachland. Im Sommerhalbjahr hingegen bilden sich im Laufe des Tages bei Hochdruckeinfluss mehr oder weniger ausgedehnte Quellwolken, welche die Besonnung reduzieren.
Noch sehr viel seltener kommt es allerdings vor, dass an einem Tag schweizweit überhaupt keine Sonne registriert wird. Es gibt nur wenig Wetterlagen, welche das "schaffen". Am ehesten kommt dafür ein ausgeprägtes Genuatief in Frage...

Sonntag, 4. April 2010

Zwischenbilanz des abwechslungsreichen Osterwetters...

Für einmal war bisher die Ostschweiz die sonnigste Ecke der Schweiz über die Osterfeiertage (Karfreitag bis Ostersonntag). In St. Gallen gab's nach den Daten von MeteoSchweiz immerhin etwas mehr als 19h Sonnenschein. Am trübsten war es hingegen am Jura, im südlichen Graubünden aber auch im Tessin.
In den Regionen mit wenig Sonne hat es auch recht ordentlich geregnet, bzw. geschneit. In der Westschweiz vor allem am Samstag und in der Nach auf den Ostersonntag, im Tessin und in Graubünden am Ostersonntag. Die tiefste Schneefallgrenze wurde aus dem Tessin gemeldet. Im Bleniotal schneite es zeitweise bis 500 Meter hinunter...
Im Tessin und Misox fiel auch am meisten Niederschlag, verbreitet wurden 30-50mm, im Mendrisiotto sogar 60 mm aufgezeichnet. Oberhalb von etwa 1400 Metern ergibt dieser Niederschlag 30 bis 50 cm Neuschnee.

Freitag, 2. April 2010

Prächtige Alpensicht

Die frisch eingeflossene Polarluft wurde in der Nacht zum Karfreitag abgetrocknet. In der klaren Nacht gab es verbreitet und teils starken Bodenfrost. Die Lufttemperatur ist auf 0 bis -3°C gesunken. Auf dem Dachfenster meiner Wohnung haben sich schöne Eisblumen gebildet.

Tagsüber war es dann in der trockenen und vom Regen und Schnee des Vortags ausgewaschenen Luft ausgesprochen sichtig. Vom Zürichsee (beim Hafen Thalwil) gabs ein prächtiges Panorama von den frisch verschneiten Alpengipfeln zu sehen (Glärnischmassiv mit Vrenelisgärtli knapp rechts von der Bildmitte).