Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Freitag, 7. Januar 2011

Mit Föhn und Südwestwind hohe Temperaturen, aber nicht überall…

Bin mal gespannt, wo der Schreiber einer meiner Lieblingsblogs heute seinen „temperamentvollen Freund“ getroffen hat.

Warm war’s auf jeden Fall, windig auch - insgesamt sicher sehr fein wenn man den Föhn mag. Die Temperaturprognose für Chur in seinem Blog hat jedenfalls nicht schlecht gestimmt (es hatte 14°C). Allerdings gab es auch noch wärmere Orte, leider sind diese in der Prognosekarte nicht aufgeführt. Bei einer „durchschnittlichen Föhnlage“ sind die Verhältnisse jedoch relativ einfach: In Altdorf/UR ist es normalerweise etwa 2°C und in Vaduz 3 bis 4°C wärmer als in Chur, so auch heute:

Tageshöchsttemperaturen vom 7. Januar 2011 im Messnetz von MeteoSchweiz.
Rheintalabwärts nimmt die Temperatur dann ausgehend von Vaduz bis zum Bodensee noch einmal 1 bis maximal 2°C zu. Heute machte der Föhn jedoch irgendwo auf Höhe Feldkirch schlapp, sodass in Vaduz mit 17.9°C das Maximum gemessen wurde. Für den Januar ist dies in der 40-jährigen Stationsreihe der zweithöchste je registrierte Wert. Noch wärmer war es mit 19°C am 22. Januar 1997, selbstverständlich auch mit Föhn.


Heute gab es aber auch noch andere, ausgesprochen milde Orte: Auch hier war Wind im Spiel, anders sind so hohe Werte um diese Jahreszeit praktisch unmöglich. Allerdings hat die Strömung - im Gegensatz zum Föhn - nicht die Alpen überquert. Es war vielmehr der Südwestwind, welcher vom Jura in das Becken von Delémont und ins Laufental hinuntergegriffen hat - also schlussendlich auch ein Föhneffekt und zwar ein sehr temperamentvoller: Die Böenspitzen lagen bei 90 km/h, der Föhn in den Alpentälern war heute mit 50 bis 80 km/h nicht ganz so stark (Ausnahme Erstfeld, dort gab es an der Station der meteocentrale ebenfalls 90 km/h). An der Klimastion in Delémont wurden dabei genau 18°C gemessen. Auch hier war es im Januar bisher nur einmal wärmer, und zwar im Jahr 1991.


Wie im Titel angedeutet, gab es heute auch kältere Orte. Auf der Alpennordseite waren es nicht viele, am auffälligsten war sicher der Militärflugplatz Meiringen. Der Föhn hat’s nicht auf den Platz geschafft, auch gestern wurde die Kaltluft nicht richtig ausgeräumt. So blieb das Thermometer bei +3°C stehen. Und das ist noch nicht alles: Nach schwachem Regen am Morgen hat es im Laufe des Vormittags aufgerissen. Da der Flugplatz zu dieser Jahreszeit im Schatten liegt und schmelzender Schnee die bodennahe Luft gekühlt hat, konnte sich um die Mittagszeit in der feuchten Sauce sogar Nebel bilden… In der Semantik der Fliegerei schaut dann die Wettermeldungen so aus:

(variabler Wind, 1kt, 250m Sicht, Sicht am Pistenanfang und -ende, FG=Nebel, Vertikalsicht 100 ft, Temperatur, Taupunkt, Luftdruck,... ausführliche Erklärung des Codes)
Noch „grausliger“ war es heute in der Tessiner Sonnenstube: Die Temperaturen waren nur knapp über dem Gefrierpunkt, bei Nieselregen und sehr tiefer Wolkenbasis.

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