Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Montag, 25. Oktober 2010

Genuatief bringt Bisensturm, viel Schnee und einen trüben Nordföhn

Das aktuelle, namenlose Genuatief hat in der Nacht auf heute und auch tagsüber für interessantes Wetter gesorgt.
Bodenanalyse mit Fronten vom Montag, 25. Oktober 2010,
00 UTC. Quelle: http://www.wetterpate.de/
Einmal mehr hat sich eine klassische Gegenstromlage entwickelt. Dabei strömt in den unteren Schichten aus Norden Kaltluft zu den Alpen. In der Höhe herrschen gleichzeitig südliche Winde, welche feuchtmilde Luft zum Alpenraum bringen. Die wärmere Luft aus dem Mittelmeerraum gleitet nun auf die im Norden liegende schwere Kaltluft auf und wird angehoben - es entstehen grossflächige Niederschlagszonen (s. Schema unten). Die grossen Druckgegensätze sorgten zudem in der Westschweiz, über den Alpen und im Süden für viel Wind.

Vereinfachtes Schema einer Gegenstromlage
Schnee:
Es war zwar vielerorts trüb und grau, oberhalb von etwa 800 Metern hat aber eindeutig die Farbe weiss dominiert. So sind in den Bergen in den letzten 24 Stunden verbreitet 15 bis 30 cm Neuschnee gefallen, stellenweise waren es gegen 40 cm:

Die aktuellen Messungen der Wetter- und Schneebeobachter vom SLF und MeteoSchweiz sind hier zu finden:
http://www.slf.ch/lawineninfo/schneeinfo/stationsdaten/index_DE
http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/wetter/aktuelles_wetter.par0021.allStations.html


Am Vormittag war ich im Bereich der Ibergeregg/SZ, 1406m unterwegs (alle Fotos sind aus dieser Region). Wie so oft nimmt die Schneehöhe innerhalb von wenigen 100 Höhenmetern massiv zu. In Oberiberg/SZ, 1080m hat der SLF Beobachter am Morgen 14 cm Schnee gemessen. Auf 1400 Metern liegt bereits 30 bis 40 cm feinster Pulverschnee. Direkt auf dem Pass und über die Kreten wehte aber ein böiger Nordwind. Dieser sorgte für einige Verwehungen, die Temperatur lag bei etwa -3 Grad.

 

  
Windfiedern in kt und Böenspitzen in km/h, Momentaufnahme
von 16.50h MESZ. Schön zu sehen ist die Windzunahme vom
Seeland südwestwärts. Interessant auch der starke Wind in
Brienz (BRZ): Hier greift die Bise vom Brünigpass ins Tal hinunter
und spaltet sich bei Meiringen in ein Ast talabwärts und einen
talaufwärts Richtung Grimsel. Quelle: MeteoSchweiz

Wind:

Dann war aber auch noch der Wind ein Thema. Die Bise war wie erwartet am Genfersee am stärksten (wegen der Kanalisierung zwischen Jura und den Alpen) - es wurden Böenspitzen von 90 km/h registriert. Auf der Jurakrete und in den Hochalpen erreichten die Böen stellenweise über 100 km/h. Im Tessin und den Bündner Südtälern wehte der Nordföhn mit Spitzen von 60 bis knapp 90 km/h.

Trotz Nordwind war es hier aber ganztags trüb. Die unteren Luftschichten wurden zwar abgetrocknet, oberhalb von etwa 2500 Metern sorgte das Genuatief aber ganztags für Feuchtenachschub aus Südosten - sodass es zeitweise sogar regnete. Ein ähnlicher Effekt kommt manchmal auch bei Südföhn vor und wird Dimmerföhn genannt. Ob dieses Phänomen auf der Alpensüdseite auch einen Namen besitzt, ist mir aber nicht bekannt.

2 Kommentare:

  1. Hi Kollega,

    3x Wetterblogger, 3x das selbe Thema aus jeweils anderen Blickwinkeln, find ich gut :-)

    Dass das Tief von der FU keinen Namen erhalten hat, finde ich schade, es hat ja auch in Bayern ein paar cm Schnee gebracht und war somit durchaus wetterwirksam.

    Den Alpenrekord bez. des Windes dürfte heute übrigens der östliche Alpen*gipfel* überhaupt haben, der Hirschenstein mit immerhin 122km/h auf 863m.

    Lg nach Westen

    M.

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  2. Hoi Manfred,
    Genau das ist mir heute auch durch den Kopf gegangen - macht Spass und erweitert den Horizont. Vor allem ganz im Osten von Österreich ist das bei mir gut & nötig...

    Grüess
    Dani

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