Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

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Montag, 10. Oktober 2011

Der Schnee von gestern…

…wurde heute buchstäblich ins Unterland oder in die Alpenrandseen gespült, zumindest ein Teil davon. Schuld daran war massive Zufuhr von feuchter und recht warmer Luft. Mit der Warmluftzufuhr wurden auch neue Niederschläge ausgelöst, gleichzeitig ist die Schneefallgrenze auf etwa 3000 Meter gestiegen:

Verlauf der berechneten Schneefallgrenze an einigen Bergstationen.
Mit dem einsetzenden Niederschlag erfolgte ein rascher Anstieg auf
2500, später sogar auf 3000 Meter.
Mit dem nach wie vor vorhandenen Nordwestwind hat sich der Niederschlag am Alpennordhang intensiviert. Innert einer Zeitspanne von etwa 18 Stunden sind 40 bis 70, lokal sogar über 100 mm Regen gefallen:

Radarsumme über 24h (farbig) und Messwerte von einigen Bodenstationen. Der Hauptniederschlag ist etwa innert 18h gefallen. Gegen Westen hin ist die Radarsumme des Niederschlags wahrscheinlich zu tief, da die Daten vom Radar La Dole fehlen. Quelle: GIN-Informationsplattform,die Daten der Station Glattalp habe ich händisch eingefügt.

Regen und Schneeschmelze haben für einen extrem schnellen Anstieg der Pegel gesorgt, dies besonders im Berner Oberland und in der Zentralschweiz. Hochwasser mit einer Jährlichkeit von 10 bis 30, an der Kander sogar 100 Jahren - und teils grössere Schäden an der Infrastruktur - waren die Folge.

Dass ein solch kombiniertes Ereignis auftreten kann ist eigentlich bekannt. Dass es aber im Oktober auftritt, ist äusserst ungewöhnlich. Normalerweise sind im Frühjahr oder allenfalls im Winter (Stichwort Weihnachtstauwetter) Hochwasser durch Regen und Schneeschmelze möglich. Aber auch hier relativ selten, weil drei Faktoren zusammenstimmen müssen:
  • hohe Nullgradgrenze
  • ergiebiger Niederschlag (in Form von Regen bis in grosse Höhen) 
  • viel Schnee in den Bergen

Das bekannteste Hochwasser dieser Sorte war jenes vom 19.-22. Mai 1999 (Pfingsthochwasser). Hier gab es eine folgenschwere Kombination:
  • überdurchschnittlich Schneemengen in den Bergen 
  • Starkregenereignis Mitte Monat (nasse Vorgeschichte) 
  • 5b - Lage am 19.-22. Mai 1999 mit 90-160 mm Niederschlag 
  • Nullgradgrenze über 2000 m
Beim BAFU ist darüber eine ausführliche Fallanalyse zu finden.

Doch zurück zum aktuellen Ereignis. Heute Nachmittag habe ich an der Sihl bei Langnau am Albis noch ein paar Fotos gemacht. Das Einzugsgebiet der Sihl lag zwar am Rande des Geschehens, die Dynamik der abfliessenden Wassermassen war trotzdem recht eindrücklich. Immerhin hat es mit einem maximalen Abfluss von 158 m3/s fast für ein 5-jährliches Hochwasser gereicht:
Abfluss (blau) und Pegel (schwarz) der Sihl beim Sihlhölzli.
Quelle: GIN-Informationsplattform

Sihl bei Langnau am Albis, 10. Oktober 2011, ca. 15 Uhr


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