Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

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Dienstag, 10. April 2012

Eintägiger Föhn

Blick von Rüschlikon (Duttipark) über den Zürichsee in die Glarner Alpen
Der April ist eigentlich der föhnreichste Monat des Jahres, in diesem Jahr war davon bisher nicht viel zu spüren. Immerhin gabs heute mal eine richtige Föhnlage. Nach etwa 24 Stunden ist sie aber auch schon wieder zu Ende.

Ein paar Dinge waren interessant:

1.) Innert 48h hat der Gradient über den Alpen von etwa 13hPa Nordüberdruck auf ebensoviel Südüberdruck gewechselt. Schon eindrücklich wie rasch sich die Grosswetterlage umstellen kann.

Der Alpenraum von oben. Links die Nordwindlage vom Ostersonntag, rechts der Südföhn von heute. Eis und Schnee
sowie Eiswolken sind bläulich, Wasserwolken weiss. Quelle: NASA Modis


Auch hier: Links Nordwind, rechts Südföhn. Die blaue Linie ist die gemessene Druckdifferenz Kloten-Lugano, die
graue Linie die vom Modell berechnete.

2.) Obwohl im Süden bis am späteren Nachmittag praktisch kein Niederschlag gefallen ist, waren die Sichtverhältnisse im Norden sehr gut (s. Foto oben). Normalerweise wird die Föhnsicht im Norden erst gut, wenn die Luft mit dem Niederschlag im Süden "gewaschen" wir. Vermutlich war heute die herangeführte Luft durch den dynamischen Wetterverlauf der letzten Tage noch wenig gealtert und kaum mit Aerosolen angereichert.

3.) Die Föhntemperatur in Chur war heute zwei Grad höher als in Altdorf (18.8°C / 16.8°C). Das ist ungewöhnlich, normalerweise ist es genau umgekehrt. Ursache? - ich weiss es nicht wirklich. Altdorf hatte um die Mittagszeit etwas weniger Sonne als Chur. Das kann allerdings kaum soviel ausmachen. Eventuell spielt der Neuschnee vom Ostersonntag eine gewisse Rolle. In den Bündner Tälern hat's kaum geschneit, im Reusstal hingegen lag noch bis relativ weit herunter Neuschnee.

4.) Das Wind- und Temperaturprofil von der Radiosonde Mailand liess auf gute Wellenbedingungen für Segelflüge schliessen. Auch das experimentelle Produkt vom DWD zeigte schöne Wellenaufwinde im Osten der Schweiz:

Simulierte Vertikalgeschwindigkeit auf ca. 5500 m für heute um 16 Uhr
Lokalzeit. Quelle: flugwetter.de, kostenpflichtig
Bleibt die Frage, wie gut eine solche Prognose ist. Ich weiss es nicht. Aber die Schäniser Segelflieger waren heute unterwegs und haben im Bündnerland eine Höhe von 6000m erreicht. Schönes Bildmaterial und interessante Kommentare gibt's im Blog von Ernst Willi. Der Track des Fluges ist hier zu finden.

Dienstag, 3. Januar 2012

"Altocumulus lenticularis duplicatus"...

...oder umgangssprachlich ganz einfach "Föhnwolke in mehreren Schichten" soll heute das Thema sein. So sah es heute zwischen 15 und 17h am Nachmittag am Grimselpass aus (Bilder im 30min Rhytmus):




Bilder von der Kamerastation Grimsel von MeteoSchweiz, 3. Januar 2011,
nachmittags
Der Begriff "Föhnwolken" mag noch richtig sein. Aber es war nicht der Föhn aus Süden, auch wenn am Grimsel-Hospiz heute Nachmittag recht zügiger Süd- bis Südostwind herrschte:
Windverlauf (Böenspitzen rot, Mittelwind schwarz, Richtung als Buch-
staben) an der Station Grimsel-Hospiz, 1980m, Quelle: MeteoSchweiz
Weiter oben (die Wolken waren wohl irgendwo im Bereich um 4000 Meter) hatte es eindeutig West- oder Norwestwind. Die höher gelegenen Stationen Titlis und Jungfraujoch (und die Radiosondierung) beweisen es:

Dasselbe für die Stationen Titlis, 3040m (oben) und
Jungfraujoch, 3580m (unten)
Damit sich solch schöne Linsenwolken bilden können, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:
  • Anströmung quer zu einem Gebirgszug
  • stabile Schichtung in der Höhe (damit die entsprechende Schicht schwingen kann)
  • hohe Luftfeuchte, damit die Hebung beim Schwingen zur Kondensation und schliesslich zur Wolkenbildung führt.
Somit ist klar, Wellenwolken können bei jeder x-beliebigen Windrichtung entstehen. Es muss nicht immer der klassische Föhn sein. Hier noch ein paar Leewellenbilder aus der Zentralschweiz, ebenfalls bei Nordwestströmung.

Dienstag, 7. September 2010

Berge, Schnee, Gletscher und Wolken

So lautet meine Zusammenfassung der letzten zwei Tage. Vor der aktuellen Schlechtwetterfront waren wir in höheren Gefilden unterwegs. Am Sonntag ging’s von Engelberg zum Biwak am Grassen:
Gestern Montag dann über den Gipfel des Grassen und den Stössenfirn hinunter zur Sustlihütte, und weiter zur Sustenpassstrasse. Alles in allem eine hochalpine Tour, vor allem weil oberhalb von 2200 Metern noch recht viel Neuschnee von der letzten Woche liegt (logischerweise vor allem nordseitig), und der eine oder andere Gletscher zu queren ist.

Damit der Beitrag auch in den Wetterblog passt, hier ein paar Wolkenbilder. Dank der unterschiedlich feuchten Schichten gab es nämlich einiges an Gewölk am Himmel zu sehen.

Am Sonntag war vor allem im unteren Stockwerk der Atmosphäre Feuchte vorhanden, welche sich im Tagesverlauf in Quellwolken umwandelte:
Ab dem späteren Nachmittag war dann das Biwak auf 2647m im Nebel, welcher sich erst im Laufe der Nacht langsam auflöste. Am Montag war dann vor allem in den mittleren Schichten einiges an Feuchte vorhanden, dies waren wohl die Vorboten der nahenden Warmfront. Dank diesem Gewölk gab es einen schönen Sonnenaufgang:
Dass Föhnwolken („Altocumulus lenticularis“) in der Zentralschweiz nicht nur bei Föhnlagen entstehen, zeigt das Gipfelpanorama eindrücklich. In der Höhe wehte nämlich zügiger West- bis Nordwestwind, dieser löste vor allem um das Sustenhorn in der Bildmitte Leewellen aus:
Auch im weiteren Verlauf zeigten sich immer wieder schön geschliffene Wolkenformationen am Himmel. Für das Auslösen von Leewellen benötigt es lediglich einen zügigen Wind senkrecht auf ein Gebirge und eine stabile Schichtung der Atmosphäre. Ist in der stabilen Schicht zusätzlich genügend Feuchtigkeit vorhanden, so wird die Leewelle als ortsfeste Wolke sichtbar: