Hoch "Agnes" lag heute direkt über den Alpen. http://www.wetterpate.de/ |
„Schuld“ an der Wärme war die in den vergangenen Tagen herangeführte subtropische Atlantikluft sowie die langsame Absinkbewegung (Subsidenz) im Hoch „Agnes“, welche heute ihren Höhepunkt erreichte. Die Nullgradgrenze stieg auf etwa 3500 Meter, auf dem Jungfraujoch wurden heute erstmals seit dem 5. November 2010 wieder knapp positive Temperaturen gemessen (+0.7°C). Der Januar-Rekord liegt übrigens bei +3.3°C (6. Januar 1999).
Bodeninversion ging nahtlos in die Absinkinversion über, sodass vom Boden bis in eine Höhe von etwa 1600 m eine Temperaturzunahme von 10°C erfolgte.
Der Temperaturverlauf in der freien Atmosphäre (rechte rote Kurve) wurde an den Bodenstationen aber durch die Besonnung modifiziert (Erwärmung der Umgebung; violette Pfeile). An den Gipfelstationen ist diese Erwärmung im Januar jedoch vernachlässigbar. Einerseits wegen des Schnees, vor allem aber weil sich die Umgebung grundsätzlich weniger aufwärmen kann (viel „Luft“ [kann nicht direkt erwärmt werden] und wenig Fels- oder Grasfläche).
Somit ist es nicht verwunderlich, dass es heute zwischen 800 und 1400 m am wärmsten war. Spitzenreiter war heute wieder einmal Disentis (1197 m) mit 14.2°C. Dies könnte ein neuer Januarrekord sein, im Moment habe ich aber keinen Zugriff auf die homogenisierten Rekordwerte. In den tiefen Lagen gab es heute recht grosse Temperaturunterschiede. In einigen wenigen Regionen (z.B. Zürich-Kloten) war es mehr oder weniger ganztags neblig. Hier wurden nur gerade +4°C gemessen, im sonnigen Bern waren es fast +10°C.
Noch ein Wort zum Zusammenhang von Wetterlagen und extremen winterlichen Höchsttemperaturen. Generell bringen West- und Südwestlagen die höchsten Temperaturen (logisch - der Ursprung der Luftmasse macht’s aus…). Mein Kollege Ludwig Z’graggen von MeteoSchweiz hat in einer Untersuchung zusätzlich folgendes nachgewiesen:
- im Flachland bringen eher tiefdruckbestimmte West- und Südwestlagen hohe Werte (falls der Wind bis zum Boden durchgreift…)
- in den mittleren und hohen Lagen bringen die hochdruckbestimmten West- und Südwestlagen hohe Werte (Erwärmung durch absinken und Sonneneinstrahlung - so wie heute)
- in den nördlichen Alpentälern sorgt schliesslich noch der Föhn für die ganz hohen Temperaturen im Winter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen