Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Freitag, 9. März 2012

Die neue Wetterstation in Einsiedeln/SZ

9. März 2012: Blick vom Vogelherd oberhalb Einsiedeln auf den Sihlsee. Mit den etwa 10cm Neuschnee ist nocheinmal
ein winterlicher Eindruck entstanden. Am Schneemessfeld im Kloster wurde am Morgen eine Schneehöhe von 35 cm gemessen.

Seit vorgestern (7. März 2012) liefert die neue automatische Wetterstation von MeteoSchweiz in Einsiedeln Daten. Im Internet sind die 10-Minutenwerte hier verfügbar. Heute war ich in der Gegend unterwegs und habe die Station angeschaut. Scheint ein sehr guter Standort zu sein: relativ grosse, freies Feld zwischen zwei Häusergruppen ohne Hindernisse in der Umgebung:

Genauer Standort der Wetterstation (rotes Kreuz). Kartenquelle:
http://map.geo.admin.ch
Wetterstation Einsiedeln, 9. März 2012. Infos zum Messprogramm
der Station gibt's hier
 
Bisher wurde im Garten des Klosters eine Klimastation mit 3x täglicher Beobachtung betrieben, Messbeginn war im Jahre 1864. Somit steht hier eine ausserordentlich lange Beobachtungsreihe zur Verfügung, die nun mit der automatischen Station weitergeführt wird. Die Klimabeobachtung wird ebenfalls noch einige Jahre weitergeführt, um die Daten mit jenen der neuen Station vergleichen zu können.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Der verdunstende Niederschlag


Blick von Oberrieden/ZH über den Zürichsee nach Südosten zu den Glarner Alpen. Ausgedehnte Warmfrontbewölkung (As op, Altostratus opacus) bedeckt den Himmel. Darunter ist die Luft noch sehr trocken (gute Sicht), in Bodennähe befindet sich mit Schmutz angreicherte Kaltluft (Inversion).

Die Bewölkung einer wenig niederschlagsaktiven Warmfront hat heute den Himmel auf der Alpennordseite mit einem Einheitsgrau überzogen. Nacht einer frostigen Nacht stiegen die Temperaturen ohne Sonne trotzdem auf 5 bis 7 Grad.

Das Radar zeigte heute zu viel Niederschlag... (Quelle: Meteo
Schweiz, Ausbildungsunterlagen für Naturgefahrenberater)
Die Warmfront hatte zwar etwas Niederschlag im Gepäck, davon ist aber kaum etwas am Boden angekommen. Dies hat einen einfachen Grund: Ein Grossteil des Niederschlags ist auf dem Weg nach unten in der trockenen Luft verdunstet - ein häufig zu beobachtendes Phänomen bei einsetzendem Warmfrontniederschlag.

In diesem Fall wird man auch durch das Radarbild getäuscht, welches den Niederschlag in der Höhe natürlich sieht (s. Bild links und Radarbilder von heute).

Die erste Niederschlagsstaffel hat die Schweiz in den Morgenstunden erreicht. Am Boden war davon gar nichts zu spüren:

Radarbild von heute Morgen um 8.15h, dieser Niederschlag
hat den Boden nicht erreicht
Erst mit der zweiten, etwas stärkeren Niederschlagszone konnte im Laufe des Vormittags am Boden da und dort kurzzeitig wenig Regen beobachtet werden:

Radarbild von heute Vormittag um 10h (9UTC), kurzzeitig
wurde gebietsweise leichter Regen beobachtet.
Verlauf der Niederschlagsdauer ("Tropfenzähler") an der Station
Grenchen/SO. Auch der Beobachter am Flugplatz hat um
9.50 und 10.20 UTC leichten Regen gemeldet.

Mit Hilfe der verschiedenen Messsysteme für die freie Atmosphäre kann man problemlos feststellen, in welcher Höhe der Niederschlag verdunstet ist. Zudem lässt sich auch die Schneefallgrenze aus den Daten rauslesen, was heute besonders interessant war. Dazu habe ich die Daten des Windprofilers von MeteoSchweiz in Grenchen verwendet:

Verlauf der Vertikalgeschwindigkeit des windprofilers Grenchen. Details
im Text. Die Daten der europäischen windprofiler sind beim UK-Metoffice
frei verfügbar
Dargestellt ist der zeitliche Verlauf der Vertikalgeschwindigkeit in m/s vom Boden bis in 8 km Höhe. Ist Niederschlag in der Atmosphäre, so fällt dieser mit einer bestimmten Fallgeschwindigkeit zur Erde.

Bei Schnee beträgt diese relativ unabhängig von der Flockegrösse etwa 1 m/s (grüne Farben im Bild links). Bei Regen ist die Fallgeschwindigkeit von der Tropfengrösse abhängig, "normaler" Regen fällt mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 m/s (violett).

Somit lässt sich für den heutigen Niederschlagsverlauf über Grenchen folgendes sagen: Ab etwa 5 UTC hatte es in 5 km Höhe etwas Schnee in der Luft. Bis um 8 UTC haben sich die Schneeflocken bis auf 2 km Höhe "hinuntergearbeitet".

Danach gab's ein stündige Niederschlagspause (auch in den obigen Radarbildern zu sehen). Ab 9 UTC hat der Niederschlag wieder eingesetzt, zwischen 9.30 und 10 UTC hat er dann den Boden erreicht. In Höhenlagen zwischen 1500 und 2000 Metern ist der Schnee in dieser Zeit geschmolzen (Zunahme der Fallgeschwindigkeit). Die anderen zwei windprofiler (Payerne und Schaffhausen) zeigten einen recht ähnlichen Verlauf.

Radiosonde Payerne vom Donnerstagmittag.
In der Folge ist die (theoretische) Schneefallgrenze sogar noch etwas angestiegen (auf ca. 2200m), wie die Radiosondierung vom Mittag in Payerne zeigt. Allerdings ist dann kein Niederschlag mehr gefallen.

Unterhalb von etwa 1800 Metern war die Luft weiterhin recht trocken, selbst am Boden wurden noch negative Taupunkte gemessen.

Samstag, 11. Februar 2012

Erstes Februardrittel: Aussergewöhnlich kalt

Türlersee, 11. Februar 2012: Nach drei Jahren Pause wieder einmal zum Eislaufen freigegeben.
Da die Kältewelle nun schon einige Tage dauert, wird es Zeit für eine kleine Zwischenbilanz. Mittlerweile sind praktisch alle kleinen und viele mittelgrosse Seen gefroren und teils auch zur Begehung freigegeben. Heute war ich wieder einmal am Türlersee: Noch nie konnte ich auf so schönem Schwarzeis eislaufen, auch der lockere Schnee auf dem Eis stört nicht wirklich (gestört hat eher die kalte Bise...):

Türlersee, 11. Februar 2012: Herrliches Schwarzeis
Seit dem Zufrieren ist die Kältesumme von 65 auf knapp 160 gestiegen (berechnet mit den Stationen Zürich/Affoltern und Einsiedeln). In Zürich lag das Temperaturmittel für die ersten 10 Februartage bei -10.6°C (=Kältesumme von 106), ein eindrücklicher Wert. Deshalb habe ich einmal die Temperaturmittel der Station Zürich-Fluntern durchwühlt und ein ähnliches Ereignis gesucht. Fündig wurde ich erst im Jahr 1956, wo im ersten Februardrittel ähnliche Temperaturen gemessen wurden:

Temperaturabweichungen in den ersten 10 Februartagen der Jahre 1940 bis 2012
in Zürich.
Was hier allerdings gesagt werden muss: Das Vergleichskriterium ist relativ hart gewählt. Eigentlich müsste man überlappende Zeiträume von mindestens +/- 10 Tagen untersuchen. Denn ob eine 10-tägige Kälteperiode vom 21. bis 30. Januar oder vom 1. bis 10. Februar stattfindet, ist vom subjektiven Empfinden her wahrscheinlich ziemlich dasselbe - geht aber in dieser Auswertung verloren.

Samstag, 4. Februar 2012

Türlersee gefroren

Gefrorener Türlersee/ZH, 4. Februar 2012

Das ging jetzt aber schnell. Vor zwei Tagen präsentierte sich der Türlersee noch eisfrei (s. voriger Blogeintrag), heute Morgen war er praktisch komplett gefroren. Nur im nordwestlichen Seeteil hat's noch eine kleine Lücke (Seebelüftung). Ausschlaggebend für das rasche Gefrieren war wohl die klare, relativ windschwache und somit sehr kalte Nacht auf heute. Das Minimum lag hier irgendwo zwischen -15 und -20 Grad. Die Kältesumme (1.Nov. bis heute) beträgt nach meinen Berechnungen im Moment -65. Dazu verwende ich ein Mittel der Stationen Einsiedeln und Zürich-Affoltern.

Das Tolle dabei: Die Eisqualität ist genial - bestes Schwarzeis mit Sicht bis zum Boden und schönem Reif auf der Oberfläche. Zudem hat es im Moment noch wenig Risse im Eis. Solange die Bise heute nicht zu stark weht, dürfte dies wohl auch so bleiben:


Die Dicke habe ich nicht gemessen. Das Eis aber sicher noch zu dünn, um es zu betreten (am seichten Ufer trägt es aber bereits...). Da es weiterhin sehr kalt bleibt, sind die Chancen für eine Freigabe des Sees in den kommenden Tagen aber sicher recht gut. In der Regel muss sich eine mindestens 12cm dicke Eisschicht von guter Qualität bilden, damit der See für das Publikum freigegeben werden kann.

Zuständig für die Freigabe der Seen sind die jeweiligen Gemeindebehörden vor Ort. Für den Kanton Zürich gibt die Kantonspolizei jeweils zweimal wöchentlich ein Eisbulletin mit den Infos über gesperrte und freigegebene Seen heraus. Im Moment sind noch alle Seen gesperrt...

Donnerstag, 2. Februar 2012

Kalt und kälter

Türlersee/ZH, 2. Februar 2012
Jetzt ist sie also da, die lange erwartete (und vorhergesagte...) Kaltluft aus dem Norden von Russland.

Seit vergangenem Dienstag (31.1) sind die Temperaturen mit der auffrischenden Bise kontinuierlich gesunken. Tagsüber wurde der Rückgang mit der (schwachen) Einstrahlung jeweils etwas gebremst.

Aktuell werden im Flachland bereits recht verbreitet um die -8 Grad gemessen. Die Kaltluft ist in den unteren Luftschichten am ausgeprägtesten, wie ein Blick auf die Radiosonde Payerne/VD von heute Mittag zeigt:

Vertikale Messung der Temperatur (rote Linie), des Taupunkts (strich-
liert) sowie der Windrichtung (rote Pfeile) und Windgeschwindigkeit von
heute Mittag. In den unteren Schichten ist es mit -14°C auf etwa 1200
sowie auf 1700m am kältesten. Weiter oben hat es keine Bise mehr und die
Temperatur nimmt zu. Erst auf etwa 2700m sinkt sie wieder auf -14°C.

Die kälteste Luftmasse dürfte uns dann im Laufe des Samstags (4.2.) erreichen. Ein gutes Mass dafür ist der Temperaturverlauf in einer Höhe von etwa 1500 Metern. Hier ein Beispiel einer Ensembleprognose mit dem vorhergesagten Temperaturverlauf über Zürich:

Prognose des Temperaturverlauf auf etwa 1500m über Zürich für die kommenden
10 Tage. Ist die Rauchfahne schmal so ist die Zuverlässigkeit hoch, ab Sonntag (5. Feb.)
nehmen die Unsicherheiten bezüglich der Temperaturverhältnisse rasch zu.

Demnach dürfte die tiefste Temperatur auf 1500m ungefähr-18 Grad betragen. Damit fehlen noch etwa 3 bis 4 Grad zu den absolut tiefsten gemessenen Werten der vergangenen 50 Jahre. Die Temperaturen in den Niederungen können im Winter aber nur bedingt aus der Luftmassentemperatur abgeleitet werden. Hier spielen andere Effekte eine ähnlich grosse Rolle:
  • nächtliche Bewölkungsverhältnisse - klart es in der Nacht auf, so kann die Temperatur extrem rasch absinken
  • Windverhältnisse - ist es windstill, so kann die Temperatur in der Nacht ebenfalls rasch absinken, da die Luft in Bodennähe nicht durchmischt wird
  • Schneeverhältnisse - liegt Schnee am Boden, wird die nächtliche Abkühlung ebenfalls verstärkt
Die ersten zwei Punkte sind im Moment nicht wirklich optimal für extrem tiefe Temperaturen (Bise und Hochnebel). Dies könnte sich in den kommenden Tagen aber noch ändern. So ist es durchaus möglich, dass in den Niederungen erst zu Beginn der nächsten Woche die absoluten Tiefstwerte gemessen werden, wenn in der Höhe bereits wieder eine Erwärmung erfolgt.

Türlersee/ZH, 2. Februar 2012
Auf jeden Fall werden sicher die gefrierenden (kleineren) Seen zum Thema. Heute war ich am Türlersee (49ha, grösste Tiefe 22m). Dieser ist noch völlig eisfrei, ausser unmittelbar am Rand. Dies ist auch nicht verwunderlich bei den positiven Temperaturabweichungen im Dezember und Januar.
Aber ich denke, zufrieren wird der Türlersee in den kommenden Tagen auf jeden Fall. Die Frage ist, ob es für eine tragfähige Eisdecke reicht wie im Januar 2009. Damals waren die Verhältnisse zum Eislaufen wunderbar, auch die Kinder hatten ihre wahre Freude an einer speziellen Art der Fortbewegung.
Gefrorener Türlersee, 15. Januar 2009

Um die Chancen für eine Seegfrörni grob abzuschätzen, hilft die sogenannte Kältesumme. Hier werden einfach alle negativen Tagesmitteltemperaturen zusammengezählt.

Am 15. Januar 2009 lag dieser Wert für den Türlersee bei etwa -140, gefroren ist der See natürlich schon bei deutlich weniger tiefen Werten.

Aktuell befinden wir uns bei etwa -55. Nach weiteren 8 Tagen mit einer Mitteltemperatur von -10°C würde die Kältesumme -135 betragen. Damit wäre die Chance für eine tragfähige Eisdecke recht hoch....

Donnerstag, 26. Januar 2012

Schnee, viel Schnee

Grimselpass, 2164m am 26. Januar 2012. Links Sidelhorn, rechts der Bildmitte im Hintergrund Lauteraarhorn, 4042m
und Schreckhorn 4078m. Am Vortag war der Nordwestwind ziemlich stark, der Wind wehte im Bild von rechts
nach links.
Schon unglaublich, wieviel Schnee im Dezember und Januar gefallen ist. Gestern und heute war ich mit den Tourenski in der Region Obergoms bis Grimselpass unterwegs. Mehrmals ist mir durch den Kopf gegangen, dass ich im Januar noch nie so viel Schnee gesehen habe. Da das menschliche Erinnerungsvermögen bekanntlich ja nicht so wahnsinnig gut ist, habe ich mir ein paar Datenreihen angeschaut. Als Vergleich dient die Station Andermatt, 1442m, wo seit 1966 Schnee gemessen wird. Hier bin ich gestern (25.1.) mit dem Zug durchgefahren und es hat so ausgeschaut:

Bahnhof Andermatt, 25. Januar 2012. Nicht nur die Weichen müssen
freigeschaufelt werden, auch auf den Dächern wird am Rand der
Schnee weggeschaufelt.
Andermatt ist bekanntlich ja eine der schneereichsten Ecke der Schweiz. Sowohl bei West-, Nord- und auch bei Südlagen kann es hier ergiebig schneien. Bisher ist der Schnee praktisch ausschlieslich aus Norden und (zu einem geringeren Teil) aus Westen gefallen.

Am 25. Januar 2012 hat der Beobachter eine Schneehöhe von 206cm abgelesen. Schaut man sich den langjährigen Schneehöhenverlauf an, so sind wir am obersten Rand der bisherigen Beobachtungen. An einem 25. Januar lag hier letztmals im Jahre 1968 ähnlich viel Schnee (205cm). Zum Monatsende lag hier aber auch schon mehr Schnee, der Januarrekord stammt mit 250cm auch von 1968. Im 1982 lagen Ende Januar 225cm.
Statistische Auswertung des Schneehöhenverlaufs in Andermatt.
Die dicke graue Linie zeigt den Median, die strichlierte Linie das
absolute Maximum für jeden Tag seit 1966. Typischerweise werden
die absoluten Maxima erst gegen Ende des Winters erreicht.
Ein flächige Auswertung zum Thema Schneehöhenrekorde vom 25. Januar gibt's im Wochenbericht vom SLF.
Für mich persönlich bestätigt sich somit der eingangs erwähnte Gedanke (1968 war ich noch nicht auf der Welt, 1982 noch zu jung...).

Allerdings gilt er wirklich nur für den Januar. Mein persönlicher Schneehöhenrekord stammt vom Mai 1999. Damals haben wir in bei schneehydrologischen Untersuchungen auf dem Ochsentaler Gletscher in der Silvretta einen Schneeschacht mit einer Tiefe von etwas mehr als 5 Meter gegraben (kompakte Schneedecke des Lawinenwinters 1998/99; Arbeitszeit zu zweit: 1 Tag...).

Zurück zum aktuellen Winter. Heute Mittag (26.1.) habe ich noch kurz bei der automatischen Wetterstation in Ulrichen,1346m im Obergoms vorbeigeschaut. Hier liegen knapp zwei Meter Schnee - somit ist nicht verwunderlich, dass nicht mehr alle Sensoren einwandfrei arbeiten:

Messbrücke mit Temperatur-, Feuchte-, Niederschlags- und
Strahlungssensoren. Die Messung der Lufttemperatur er-
folgt momentan etwa 10cm über der Schneedecke
(üblicherweise 2m über Grund, allfällige tiefe Minimum-
temperaturen sollten also vorsichtig interpretiert werden).
Der Niederschlagstopf musste ausgegraben werden und
befindet sich zur Zeit ca. 20cm unter der Schneeober-
fläche. Sobald hier Wind weht, fällt Schnee in den Topf.
So schaut die Station im Sommer aus (19. Juli 2009),
im Hintergrund der Bahnhof Ulrichen.
 Hier noch ein paar weitere Schneebilder von gestern und heute, sortiert nach Meereshöhe:

Oberwald, 1370m. Hier liegen nach der offiziellen Messung
210cm Schnee.
Ortseingang Oberwald.

Ortsausgang Oberwald, hier beginnt im Sommer die Strasse
nach Gletsch und weiter zum Furka- oder Grimselpass.
1470m. Hier überquert im Sommer die Furka-Oberalp
Dampfbahn die Passstrasse.
Restaurant Rhonequelle, 1569m. Hier liegen wohl etwa
3m Schnee.
Hotel Grimselblick, 2161m auf der Grimselpasshöhe. Im
Sommer ein Rummelplatz, im Winter einsam, zumindest
während der Woche. Hinter dem Fenster links oben habe
ich übernachtet. Ein klein wenig konnte man sogar raussehen...
Der Grimselpass, 2164m ist tief verschneit mit grossen Schneeverwehungen. Am Grimselhospiz, knapp 200 Höhenmeter
weiter unten (Richtung Haslital) hat der Beobachter eine Schneehöhe von 310cm gemeldet.

Samstag, 7. Januar 2012

4m Schnee in Arosa?

Snapshot Tagesanzeiger-online, 7. Januar 2012
Was für eine Schlagzeile: vier Meter Schnee soll es am Montag in Arosa haben. Da muss man nicht lange nachdenken um draufzukommen, dass diese Aussage falsch ist.

Aber sie ist ein typisches Beispiel dafür, dass es nicht immer einfach ist einem "Laien" (in diesem Fall dem Journalisten) einen meteorologischen Sachverhalt so zu erklären, dass die Schlagzeile am Ende auch richtig ist.

Der Auskunftgebende Meteorologe hat das  höchstwahrscheinlich schon richtig erklärt, nur war die Interpretiation des Journalisten falsch. Mit den 4 Metern ist die Neuschneesumme gemeint, der Journalist hat diese Zahl einfach als Gesamtschneehöhe interpretiert.

Hier zur Klärung die verschiedenen Begriffe:
  • Neuschneehöhe: wird alle 24h jeweils am Morgen auf einem am Boden liegenden Neuschneebrett gemessen. Nach der Messung wird der Schnee vom Brett gewischt. 
  • (Gesamt)schneehöhe: wird alle 24h jeweils am Morgen vom Schneepegel abgelesen oder mit dem Metermass gemessen. Die Gesamtschneehöhe kann sich beispielsweise durch Setzung, abschmelzen oder Neuschnee ändern.
  • Neuschneesumme: ist die Summe der täglich gemessenen Neuschneehöhe, also ein theoretischer Wert der nicht gemessen werden kann. Trotzdem ist er für klimatologische Untersuchungen (z.B. ob ein Winter schneereich war oder nicht) eine wichtige Grösse.
Am besten lässt sich das Ganze grafisch veranschaulichen. Dazu habe ich die 3 erwähnten Parameter für die Stationen Arosa, Andermatt und Oberwald in ein Diagramm gezeichnet. Hier sieht man auch sofort, was der Meteorologe dem Journalisten erklären wollte: In Arosa (Daten in blau) beträgt die Neuschneesumme zur Zeit etwa 350cm - wenn es optimal läuft, könnte die Neuschneesumme bis am Montag also tatsächlich auf 4m steigen. Nur ist das wie gesagt lediglich ein theoretischer Wert. Die Schneehöhe liegt im Moment bei 154cm, was immer noch ein neuer Rekord für einen 7. Januar ist (s. dazu auch hier).

Verlauf der Parameter Neuschnee 24h (Balken, linke Skala), Schneehöhe (strichliert, rechte Skala) und Neuschneesumme (dicke Linien, rechte Skala) vom 1. Dezember 2011 bis am 7. Januar 2012 für die Stationen Arosa, Andermatt und Oberwald