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Türlersee/ZH, 2. Februar 2012 |
Jetzt ist sie also da, die lange erwartete (und vorhergesagte...) Kaltluft aus dem Norden von Russland.
Seit vergangenem Dienstag (31.1) sind die Temperaturen mit der auffrischenden Bise kontinuierlich gesunken. Tagsüber wurde der Rückgang mit der (schwachen) Einstrahlung jeweils etwas gebremst.
Aktuell werden im Flachland bereits recht verbreitet um die -8 Grad gemessen. Die Kaltluft ist in den unteren Luftschichten am ausgeprägtesten, wie ein Blick auf die Radiosonde Payerne/VD von heute Mittag zeigt:
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Vertikale Messung der Temperatur (rote Linie), des Taupunkts (strich-
liert) sowie der Windrichtung (rote Pfeile) und Windgeschwindigkeit von
heute Mittag. In den unteren Schichten ist es mit -14°C auf etwa 1200
sowie auf 1700m am kältesten. Weiter oben hat es keine Bise mehr und die
Temperatur nimmt zu. Erst auf etwa 2700m sinkt sie wieder auf -14°C. |
Die kälteste Luftmasse dürfte uns dann im Laufe des Samstags (4.2.) erreichen. Ein gutes Mass dafür ist der Temperaturverlauf in einer Höhe von etwa 1500 Metern. Hier ein Beispiel einer
Ensembleprognose mit dem vorhergesagten Temperaturverlauf über Zürich:
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Prognose des Temperaturverlauf auf etwa 1500m über Zürich für die kommenden
10 Tage. Ist die Rauchfahne schmal so ist die Zuverlässigkeit hoch, ab Sonntag (5. Feb.)
nehmen die Unsicherheiten bezüglich der Temperaturverhältnisse rasch zu. |
Demnach dürfte die tiefste Temperatur auf 1500m ungefähr-18 Grad betragen. Damit fehlen noch etwa 3 bis 4 Grad zu den absolut tiefsten gemessenen Werten der vergangenen 50 Jahre. Die Temperaturen in den Niederungen können im Winter aber nur bedingt aus der Luftmassentemperatur abgeleitet werden. Hier spielen andere Effekte eine ähnlich grosse Rolle:
- nächtliche Bewölkungsverhältnisse - klart es in der Nacht auf, so kann die Temperatur extrem rasch absinken
- Windverhältnisse - ist es windstill, so kann die Temperatur in der Nacht ebenfalls rasch absinken, da die Luft in Bodennähe nicht durchmischt wird
- Schneeverhältnisse - liegt Schnee am Boden, wird die nächtliche Abkühlung ebenfalls verstärkt
Die ersten zwei Punkte sind im Moment nicht wirklich optimal für extrem tiefe Temperaturen (Bise und Hochnebel). Dies könnte sich in den kommenden Tagen aber noch ändern. So ist es durchaus möglich, dass in den Niederungen erst zu Beginn der nächsten Woche die absoluten Tiefstwerte gemessen werden, wenn in der Höhe bereits wieder eine Erwärmung erfolgt.
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Türlersee/ZH, 2. Februar 2012 |
Auf jeden Fall werden sicher die gefrierenden (kleineren) Seen zum Thema. Heute war ich am
Türlersee (49ha, grösste Tiefe 22m). Dieser ist noch völlig eisfrei, ausser unmittelbar am Rand. Dies ist auch nicht verwunderlich bei den positiven Temperaturabweichungen im Dezember und Januar.
Aber ich denke, zufrieren wird der Türlersee in den kommenden Tagen auf jeden Fall. Die Frage ist, ob es für eine tragfähige Eisdecke reicht wie im Januar 2009. Damals waren die Verhältnisse zum Eislaufen wunderbar, auch die Kinder hatten ihre wahre Freude an einer speziellen Art der Fortbewegung.
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Gefrorener Türlersee, 15. Januar 2009 |
Um die Chancen für eine Seegfrörni grob abzuschätzen, hilft die sogenannte Kältesumme. Hier werden einfach alle negativen Tagesmitteltemperaturen zusammengezählt.
Am 15. Januar 2009 lag dieser Wert für den Türlersee bei etwa -140, gefroren ist der See natürlich schon bei deutlich weniger tiefen Werten.
Aktuell befinden wir uns bei etwa -55. Nach weiteren 8 Tagen mit einer Mitteltemperatur von -10°C würde die Kältesumme -135 betragen. Damit wäre die Chance für eine tragfähige Eisdecke recht hoch....